Freitag, 8. Mai 2009

Mein April

Lange ist es her....

Doch jetzt komme ich mal wieder zum schreiben. Seit dem letzten Eintrag ist viel passiert...Zum Beispiel ist mein Laptopladegerät kaputt und ich komme nicht an den angefangenen Blog. Außerdem habe ich gerade eine E-Mail bekommen, dass auch meine Monatsberichte schon erwartet werden. Also muss ich nun in den sauren Apfel beißen und sowohl den Blog, als auch die Monatsberichte neu schreiben, weil ich nicht weiß wie lange die Post nach Brasilien dauert, um mir ein Netzteil zu beschaffen...

Es war ein Montag Ende März, als Carl seine Sachen packte, in den Flieger stieg und sich auf den Weg nach Santana de Ipanema machte. In dieser Kleinstadt, die ca 1500km von hier entfernt, im Nordosten Brasiliens, liegt, hat Casa do Menor ein Haus und arbeitet auch mit Straßenkindern. Mir ein 12qm großes Zimmer zurücklassend, trat er mit großer Freude die Arbeit dort an und scheint sich auch sehr wohl zu fühlen. Den Samstag und Sonntag verbrachten wir aber noch gemeinsam mit 2 deutschen Freundinnen, die wir vom Seminar kannten, um ihnen Rio zu zeigen. Bei dieser Gelegenheit erklommen wir einen Berg um uns Rio bei Nacht anzuschauen.

Alleine mit Toni, umgeben von vielen Italienern, mitten in der Baixada von Rio nutzte ich in letzter Zeit jede Möglichkeit um „raus“ zu kommen und ein wenig Abstand zu nehmen. Denn aus Sinnlosigkeit oder Spaß am Umorganisieren wurde ich aus meiner geliebten Arbeit in Casa Angelo gezogen und für 5 Tage wöchentlich in den Kindergarten gesteckt. „Du arbeitest so viel und gut, wenn du nicht 5 Tage die Woche im Kindergarten helfen möchtest, muss ich ihn schließen“ war die Aussage des Verantwortlichen. So blieb mir natürlich keine Wahl und ich habe mich der Aufgabe gestellt....So kam es das ich viele Dinge mit Toni unternommen habe.

Ein komisches, modernes Museum in Rio und danach durch die Stadt spazieren.

Mit Freunden bei Sonnenschein das Schwimmbad in einem natürlichen Fluss, mit „Wasserfall“ in Tingua genießen.

Auf den Ruinen einer ehemaligen Sklavenfarm rumklettern und die Natur bei einem Spaziergang genießen. Ja wir haben tatsächlich, in der Nähe unserer manchmal doch sehr lauten Stadt, ein paar ruhige Flecken Natur gefunden.


Im Nationalpark von Petrópolis durch die Berge und den Urwald wandern, über Felsen klettern, Bäche bestaunen, unter einem Wasserfall duschen.....und so einfach ein Wochenende verbringen. Dabei ist der Traum einer noch viel größeren Wanderung entstanden. Es gibt einen Weg, der 30km über die Gipfel der Berge am Rande des Bundesstaates Rio de Janeiro führt. Dieser Weg ist so schwierig zu wandern, das man 3 Tage benötigt, Zelt, Schlafsack und Essen mitnehmen muss und einen Führer braucht. Dafür wandert man quer durch den Natinonalpark und hat eine wunderschöne Aussicht, von ca. 2000m Höhe über ganz Rio.

Einfach mal raus. Mit Felipe, einem guten Freund, ins Flugzeug gestiegen und nach Campinas(Stadt nah bei Sao paulo) geflogen. Dort Samstag in einem Erlebnispark und Sonntag in der Stadt verbracht. Es war ein superschönes und lustiges Wochenende, hat mich aber doch zum Nachdenken gebracht. Es war das erste Mal, dass ich richtig das „andere“ Leben Brasiliens erlebt habe. Während dieser Tage, im Flugzeug, im Hotel, im Erlebnispark und im Shoppingcenter der Stadt war ich umgeben von hellhäutigen, ordentlich gekleideten Menschen. Ganz selten hat man mal einen richtig dunkelhäutigen Menschen gesehen und wenn dann gehörte er mit großer Wahrscheinlichkeit zum Putzpersonal. Dort fiel mir ganz bewusst diese große Trennung zwischen der Schichten Brasiliens auf. Hier gibt es viele Arme, viele Reiche, aber nur eine kleine Mittelschicht. Diese Trennung ist sehr groß und man hat das Gefühl es wird nicht dagegen gearbeitet, sondern im Gegenteil. Hier in Rio liest man nun in Zeitschriften von den Plänen die Favelas noch mehr von der Stadt abzugrenzen, es werden Mauern gebaut. Ich möchte nicht so weit gehen wie manche Kritiker, die Vergleiche mit der deutschen Mauer aufstellen, aber wenn man ein bisschen hinter den Zeilen liest wundert man sich doch ein wenig. Die Mauern, von einer Höhe über 3m, sollen neue Häuser in den geschützten Wäldern, an den Berghängen vermeiden, so die offizielle Begründung. Doch auch die Journalisten sind sich einig, dass es mehr Gründe gibt.... Es koennte bei einem Einmarsch der Polizei fliehende Drogendealer aufhalten und deren Flucht in die Waelder verhindern. Aber eigentlich hat man eher das Gefuehl, dass die Favelas von der restlichen Stadt isoliert werden sollen. Denn betroffen, von den ueber 700 Favelas(Zahl variert je nach Quelle....meine Zahl stammt aus dem Reisefuehrer „Rio de Janeiro“ von Lonely Planet), sind lediglich 12 in der Zona Sul und eine Favela in der Naehe von Botafogo. Zona Sul(Copacabana, Ipanema, Leblon) und Botafogo sind die schoeneren Stadtteile Rios, in denen die reiche Bevoelkerung wohnt. Es scheint also, als ob die Regierung versucht die Armen in ihren Teilen der Stadt zu halten. Das ganze wird noch verstaerkt durch die Plaene Supermaerkte in den Favelas zu errichenten, dass die Leute nicht mal mehr zum Einkaufen ihr Viertel verlassen muessen.

Doch nach diesem Wochenende, wo Essen sogar fuer europaeische Verhaltnisse nicht guenstig war ging es wieder zurueck mit dem Flugzeug in die Baixada von Rio. Dort begann montags auch direkt wieder der Alltag im Kindergarten. Die Kinder stellten dann wieder das krasse Gegenteil des Wochenendes dar. Kinder aus Familien der untersten Gesellschaftsschicht, die nicht mal von solch einem Wochenende trauemen koennen. Familien, die teilweise Probleme haben die 3Euro Kindergarten Beitrag zu bezahlen. (Eine Mutter hat ihrem Sohn einen ganz ehrlichen Brief mitgegeben, in dem sie erklaerte dass sie ihren Sohn aus dem Kindergarten nehmen muss, weil sie keinerlei Moeglichkeiten sieht dieses Geld aufzubringen und dass sie aber dann in grosse Schwierigkeiten kommt ihren Sohn zu ernaehren) Familien, die in unmenschlichen Verhaeltnissen wohnen. Kinder mit diversen Verletzungen, ohne richtige medizinische Versorgung. Kinder aus grossteils kaputten Familen, alleinerziehende Muetter, Nachbarn die sich um die Kinder kuemmern. Diese Kinder kommen gerne in den Kindergarten, obwohl auch dieser Ort keine richtigen Spielmoeglichkeiten fuer die Kinder bietet......

....so muss dann halt das kleine Beet mit seiner Erde, aus dem ich die Graeser entfernt habe als Sandkasten herhalten....

...oder die trockenen Blaetter, die ich von den Bananenstauden entfernt habe als weiche Matte....das ist die schoene Seite des Alltags der Kinder. Gluecklich spielen sie gemeinsam mit ihren Freunden mit den Moeglichkeiten die sie haben.

Wie man auf den zwei obigen Bildern schon bemerkt habe ich ein wenig meine Arbeit im Kindergarten gefunden. Aufgrund mangelnder Werkzeuge habe ich angefangen den Garten des Kindergartens wiederherzustellen. Denn die wichtigsten Gartenwerkzeuge habe ich (Schippe, Spaten, Machete), auch wenn mir gestern ein Stiel gebrochen ist und ich nicht weiss wann und ob das Geld kommt um einen neuen zu kaufen. Als ich im Kindergarten ankam war der Garten total zugewachsen. So habe ich damit angefangen den Garten aufzuraeumen...Nach dem Aufrauemen habe ich mit dem Bepflanzen angefangen. Ich habe zwei kleine Papayabaeume eingpflanzt, eine Ananasstaude und Zuckerrohr. Demnaechst werde ich noch Maniok pflanzen, aber dafuer muss der Alte erst reifen. Ansonsten kuemmere ich mich um die schon bestehenden Pflanzen. Ich schneide die Acerolastraeucher und befreie die Bananen von ihren trockenen Blaettern. Diese Arbeit traegt natuerlich auch ihre Fruechte.....

...so ernte ich reife Bananen, Papayas, Acerolas und manchmal schneide ich Zuckerrohr, fuer die Kinder zum Lutschen. Jetzt fange ich damit an das grosse, ungenutzte Grundstueck, auf dem Berg ueberhalb des Kindergartens, von dem Pflanzen zu befreien. Dieses Grundstueck gehoert auch Casa do Menor und koennte schoenen Platz fuer die Kinder zum Spielen bieten, aber es ist komplett zugewuchert mit riesigen, dornigen Straeuchern. Ich denke das wird mich noch einige Wochen beschaeftigt halten...Ansonsten spiele ich gerne mit den Kindern ein wenig Ball oder tobe einfach mit ihnen auf der Wiese, wenn sie „Spielstunde“ haben. Das freut sie immer...


.....das ist meine momentane Arbeit. Ansonsten habe ich jetzt angefangen ein wenig zu laufen, denn ich werde den Rio Marathon am 28.Juni mitlaufen. Diesen Lauf moechte ich nutzen um Spenden fuer mein Projekt zu sammeln. Viele aus dem Theresianum werden den Spendenlauf kennen, wo man fuer jeden Kilometer einen gewissen Betrag bekommt. Sollte dieser Betrag auch noch so klein sein kommt doch im Endeffekt dann ein wenig Geld zusammen. Dieses Geld steht mir dann hier vor Ort zu Verfuegung, um es hier im Projekt gezielt einzusetzten, wo es benoetigt wird. Ich wuerde mich ueber Mithilfe freuen. Vielleicht moechte sich ja jemand von euch, eure Eltern, ein Verein, eine Jugendgruppe oder Papas Firma;) beteiligen. Die ganzen Informationen sind nochmal hier nochmal zusammengefasst:


Anschreiben
Das Projekt

Wie kann ich spenden?


Liebe Gruesse soweit hier aus Rio, ihr fehlt mir alle sehr!
Basti



Mir ist gerade aufgefallen, dass ich auf manchen Bildern kein T-Shirt anhabe. Ich habe aber meistens keine anderen Bilder gefunden, was an meinem zwangshaften Exibitionismusl iegt und nicht etwa daran, dass ich ohne t-Shirt schwimmen gehe oder einfach an der Hitze...



2 Kommentare:

Jens hat gesagt…

Cool, dass du dich mal wieder meldest. Hast ja anscheinend genug zu tun, da ist es nicht verwunderlihc, dass man länger nichts mehr von dir hört. Viel Spaß noch und Gruß

Jense

Anonym hat gesagt…

Hallo, ich habe gerade den Artikel im Dieburger Anzeiger gelesen und bin tief beeindruckt über Deinen Einsatz in Brasilien. Viel Glück für den Marathonlauf. Ich werde heute noch eine Spende auf den Weg bringen.
Gruß, Heike aus Dieburg