Freitag, 20. März 2009

So!

Heute ist Mittwoch, irgendwann mitten im März. Vor ca. 15min bin ich nach Hause gekommen, von meiner Arbeit aus dem Kindergarten. Die Rückfahrt ist immer dasselbe langweilige Ereignis. Man steigt in den Bus, bezahlt, setzt sich ans Fenster, schaut gelangweilt wie der Bus Staub aufwirbelt, schwitzt, verflucht die Sonne, steigt aus, läuft nach Hause und dort kann man direkt wieder duschen….
Heute sollte alles wie immer kommen. Doch eine Entscheidung beeinflusste mein Schicksal. Als der Bus 421 kam entschied ich mich 10Centavos( 0,03€ ) zu sparen und den Bus 530 zu nehmen. Noch während der Bus um die Straßenecke verschwand fing es an zu schütten, wie ich es hier noch nie erlabt habe. Doch der andere Bus kam nicht und ich wartete über eine halbe Stunde unter einem mäßig dichten Wellblechvordach. Während dieser Zeit konnte ich ganz in Ruhe das Naturschauspiel beobachten. Der Regen spülte den Schlamm von den am Berg liegenden Favelas ins Tal. Die Straße vor mir verwandelte sich in einen „Fluss“, weil die Kanalisation total überfordert war. Kein Auto fuhr mehr, die Fahrradfahrer wurden zum Absteigen gezwungen und die Fußgänger machten keine glücklichen Gesichter. Als nach einer Ewigkeit sich ein Bus durch die Wassermassen schob, wurde ich gezwungen meinen sicheren Standpunkt zu verlassen und 2m durch den „Fluss“ zur Bustür zu gehen. Kurz vor dem Einsteigen merkte ich, wie sich meine Flipflops von den Füßen lösten und von den Wassermassen unter den Bus geschwemmt wurden. Spätestens dort musste ich mir eingestehen, dass es sich nicht lohnte die 10Centavos zu sparen. Im Bus war eigentlich ganz lustige Stimmung. Ein Mann sagte beim Einsteigen „was ein Luxus! Schwimmbad im Bus!“ Dann konnte man beobachten wie vom Bus ausgelöste Flutwellen die Geschäfte am Rand überfluteten und wie Leute, die schon bis über die Knie im Wasser standen einen nassen Bauch bekamen. Als ich dann endlich nach Hause kam, war ich komplett nass und konnte schon wieder über die ganze Aktion lachen….
Ansonsten war ich am Montag mal wieder ein wenig in Rio unterwegs. Dieses Mal konnte ich mit Toni die Schönheit Rios von oben erblicken. Nach einem Spaziergang durch Urca, das Dorf am Fuße des Zuckerhuts, umrundeten wir einen Berg und standen auf der anderen Seite an einen kleinen Strand. Dort machten wir kurze Pause, um einen Kuchen als Mittagessen zu verdrücken. Anschließend begaben wir uns auf einen kleinen Weg und machten uns an den Aufstieg zu dem Berg, auf dem sich die erste Gondelstation auf dem Weg zum Zuckerhut befindet. Dieser kleine, steile Weg geht über Felsen und umgefallene Bäume durch einen wunderschönen Wald aufwärts. Fast oben muss man sich dann entscheiden, ob man den linken Weg zur ersten Gondelstation einschlägt oder den rechten, wo man den Zuckerhut mit Bergsteigerausrüstung beklettern kann.(man kanns auch ohne versuchen, nicht Oli?!) Jetzt weiß ich, dass der Plan des Bekletterns des Zuckerhuts, den ich schon die ganze Zeit habe, auch in die Wirklichkeit umgesetzt werden kann. Beste Leben!
Oben auf der Gondelstation angekommen mussten wir uns den Platz leider mit den Touristen teilen, die mit der Gondel kamen. Aber der Ausblick war, obwohl wir noch nicht ganz auf dem Zuckerhut waren, wunderbar. Aufgrund der leeren Kamerabatterie sind aber nicht sehr viele Fotos entstanden, aber das wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Vielleicht geht es schon jetzt am Wochenende, wenn Caro und Bekki, 2 Freundinnen vom Fid-Seminar, kommen wieder dorthin….
So das waren meine letzten 3 Tage. Ich hoffe bei euch ist alles soweit fit…….liebe Grüße nach Deutschland

Basti


wär ich ein Mädchen hätte ich vielleicht geschrien süüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüß!!! So habe ich mich während des Aufstiegs einfach nur dran erfreut mit welcher Leichtigkeit sie von Baum zu Baum hüpfen



Oben angekommen! Aber mit Blick aufs Meer nicht auf die Stadt. Die Fotos kommen wann anders...

Dienstag, 10. März 2009

neue Arbeit

Moin!

Ich dachte ich schreibe mal wieder was. Denn letzte Woche hat sich meine Arbeit geändert. Vielleicht interessiert es ja die Leute, die immer noch meinen Blog verfolgen, was ich jetzt mache…

Die Gründe für den Wechsel meines Arbeitsplatzes sind leider nicht ganz freiwillig. Es fing im Januar auf einem Treffen der Freiwilligen mit der Präsidentin an. Lucinha, die Präsidentin, möchte die Arbeit der Freiwilligen „sinnvoller“ nutzen. So haben alle Freiwilligen von Casa do Menor eine neue Aufgabe bekommen. Manche haben Glück gehabt und haben jetzt eine schönere Arbeit als vorher, andere nicht. Meine Energie und Stärke war für die Lagerarbeit vorgesehen. Da ich bei meinem Praktikum tagelang Schrauben im Lager gezählt habe wusste ich sehr gut was mir bevorstand. Also habe ich mich mit Carls Hilfe gewehrt und konnte eine Arbeitsstelle im Kindergarten raushandeln. So diese Arbeit hat letzte Woche Mittwoch begonnen. Ich arbeite ab jetzt Mi, Do und Freitag im Kindergarten und am Wochenende in Casa Angelo. Die Weise, wie man eine Arbeit anpackt, ist natürlich von der eigenen Motivation abhängig. Dass diese nicht sehr groß ist, wenn man eine Arbeit aufgezwungen bekommt ist verständlich. Dennoch möchte ich sehr neutral von meinen ersten 3 Arbeitstagen im Kindergarten berichten.

Erstmal habe ich Antonia geholfen, denn sie hat die Verantwortung über eine ganze Klasse übertragen bekommen und das ist sehr viel Arbeit. Gemeinsam haben wir versucht die 11 Kinder zum Lernen zu bewegen oder Dinge mit ihnen zu spielen. Dies ist die Klasse mit den größeren Kindern, bis zu 6 Jahren. Hier in Brasilien ist es normal, dass man schon im Kindergarten anfängt zu lernen. So muss man versuchen die aktiven Kinder, die lieber auf dem Tisch rumtanzen, zum Stillsitzen zu bewegen. Dies ist, wie man sich vorstellen kann, sehr schwierig, wenn nicht sogar fast unmöglich. Wenn dann ein Großteil der Kinder sitzt und halbwegs zuhört, soll man ihnen etwas beibringen. Momentan lernen die Kinder die Körperteile. Dann muss man singen „Die Ohren sind zum hören, die Nase zum riechen…“ Ich muss sagen, ich bin froh, dass ich als Kind mich im Kindergarten austoben konnte, wie ich wollte. Ich weiß nicht, ob ich gerne ruhig am Tisch gesessen hätte. Vielleicht hätte ich ja auch lieber auf dem Tisch gestanden?! So war ich natürlich sehr froh, als die Spielzeit auf dem Hof begann. Dass die Kinder kein Fußball spielen können war zwar sehr enttäuschend, aber wenigstens durften sie sich ein wenig bewegen. Auch die anderen Spiele sind meistens am Verständnis für Regeln gescheitert und haben so nach 5min niemandem mehr Spaß gemacht….

In Zukunft werde ich aber auch dafür zuständig sein die schweren Sachen einzukaufen und die Hausmeisterarbeiten zu erledigen. Das heißt Dinge reparieren und das Grundstück pflegen. Ich denke, es gibt genug zu tun und mir wird nicht langweilig werden…

Vielleicht kann ich noch den Sinn des Kindergartens ein wenig beschreiben, um die Gesamtsituation verständlich zu machen. Der Kindergarten befindet sich in einer Favela, wo Menschen in ärmsten Verhältnissen wohnen. Da viele Familien kein Geld für Essen oder einen Wasseranschluss haben, stehen diese Dinge im Tagesablauf im Vordergrund. Es gibt 3 Mahlzeiten, wo darauf geachtet wird, dass jedes Kind genug isst und mittags werden die Kinder geduscht. Nach dem Wochenende essen die Kinder wohl immer besonders viel, weil sie teilweise am Wochenende nix oder wenig zu essen hatten.

In ganz vielen Reispaketen und Nudelpackungen waren Tiere, die aus den Nahrungsmitteln geschlüpft sind. Diese wurden in die Sonne gelegt, wo angeblich die Tiere dann abhauen. Nachmittags waren die Mütter dann sehr froh sich diese mit nach Hause nehmen zu dürfen, um was zu Essen zu haben….

Mein Wochenende war sehr schön. Die Jungs von Casa Angelo haben sich riesig gefreut, dass ich Samstagmorgen plötzlich da war. Da ich erfahren hatte, dass das Schwimmbad der CIDAH gereinigt wurde, machten wir uns auf den Weg zum schwimmen. Da der Weg von dem Haus zur CIDAH recht weit ist hat uns die Mãe social Kekse und Saft mitgegeben, dass wir solange bleiben können wie wir wollten. Die Kekse wurden uns zwar geklaut, aber wir durften in Casa Vida zu Mittag essen. So kam es dass wir von 9 Uhr bis 16Uhr nichts anderes gemacht haben als Fußball zu spielen und zu schwimmen. Um 16Uhr gingen die Kinder dann nach Hause, während ich mit den Männern von der Academia noch 2 ½ Stunden Fußball gespielt habe. Danach schnell duschen und dann wieder nach Casa Angelo, wo ich dann auch die Nacht verbrachte. Am Sonntag ging es wieder los zum schwimmen. Diesmal haben wir aber auf die Kekse aufgepasst….

Sonntagabend ging es dann mit Carl und Toni los nach Nova Iguaçu. Dort trafen wir 4 andere deutsche Freiwillige, die hier ganz bei uns in der Nähe wohnen und arbeiten. Der Abend war sehr lustig….blablabla heute habe ich frei und bin ganz froh, dass es ein wenig abgekühlt ist und nicht wie die letzte Woche ständig die 40°C erreicht ….Ich hoffe euch geht es allen soweit gut! Ganz liebe Grüße nach Deutschland! Und allen, die ihr Abitur bestanden haben oder noch bestehen werden(drück dir die Daumen Martin!) herzliche Glückwünsche, würde gerne mit euch feiern…

Basti



P.S: GANZ WICHTIG!!! CArl hat ein Video über unsern Urlaub zusammen geschnitten. Das ganze kann man sich in unserm VideoBlog anschauen. Link dazu rechts auf der Seite...

Sonntag, 1. März 2009

Salvador, Seminar, Urlaub

Hey!
Ich hoffe ihr habt Fastnacht, Karneval, Fasching oder wie auch immer man es in eurer Region nennt gut überstanden. Ich habe lange nichts mehr geschrieben. Dies hat nichts mit Faulheit oder Mangel an neuen Erlebnissen zu tun. Ganz im Gegenteil ich war sogar immer sehr gewillt etwas zu schreiben und habe auch genug erlebt um viele, viele Seiten zu füllen. Der Grund war ich hatte Urlaub. Ich für meinen Teil habe gesagt im Urlaub muss man auch mal ganz abschalten können und nicht die ganze Zeit am Internet hängen....Diesen Blog möchte ich aber nicht mit Unmengen an Text füllen, deshalb fasse ich alles nur kurz zusammen.

Sonntag (1. Februar 2009): Cicero hat sich vorgenommen Basti ein wenig Rio zu zeigen. Morgens geht’s los zu einer Messe in einer schönen großen Kirche an der Copacabana. Diese Messe ist das Gegenteil zu den Messen in Miguel Couto. Hier sind wenig alte, reiche, weiße Leute in einer schönen, großen, alten Kirche. In Miguel Couto sind viele junge, arme, schwarze Menschen in einem großen Raum mit Altar. Das zeigte mir sehr deutlich den Unterschied der verschiedenen Gesellschaftsschichten. Danach an der Copacabana schwimmen und spazieren. Mittagessen in Casa Rafael in Lapa. Gegen 2 Uhr gingen wir in Ciceros Sambaschule. Dort konnte ich sehen, wie die verschiedenen Tänze für Carneval eingeübt wurden. Anschließend zog die Sambaschule durch den Stadtteil, so wie sie auch später an Carneval durch den Sambadrom tanzen werden. Spätabends gingen wir dann noch mit anderen Freunden an eine Lagune, wo zwei riesige Bühnen aufgebaut waren. Erst war von Furacão 2000 jemand da und hat die 40.000Menschen mit Funk-Musik versorgt. Anschließend kam O-Rappa(eine ganz bekannte brasilianische Gruppe)….

Am Mittwoch (4. Februar 2009) geht’s los nach Salvador, wo ich Carl am Flughafen treffe. Dort werden wir dann auch von Martin, einem deutschen Freund, abgeholt. Martin arbeitet schon seit fast einem Jahr, in einer der ärmsten Favelas Salvadors, mit den Menschen und Kindern dort. Als wir ihn damals bei seinem Besuch hier in Rio getroffen haben, kam die Idee auf vielleicht ein wenig Zeit vor und nach dem Seminar bei ihm zu verbringen. Das ist sehr schön, denn Martin ist ein sehr netter Mensch und konnte uns viele interessante Dinge von seiner Arbeit und der Umgebung erzählen. Gemeinsam besichtigten wir dann auch Bonfim, eine ganz bekannte Kirche in Salvador.




Carl & Martin vor der Skyline von Salvador




Julias Teddy kennt jetzt viel von Brasilien. Favelas, Großstädte, verlassene Traumstrände…er hat mich immer begleitet!

Freitag (6. Februar 2009) machten wir uns auf den Weg zum Fid-Seminar(Freiwillige Internationale Dienste). Dort trafen wir auf viele andere deutsche Jugendliche, die auch grade ihr FSJ hier verrichten. Dieses Seminar war eine superschöne Woche. Angefangen bei dem Haus und der schönen Lage direkt am Strand. Dort habe ich viele total coole Leute kennen gelernt. Das Seminar gab viel Zeit zum erzählen, austauschen, zuhören, helfen, ermutigen…..Aber auch die Zeit ohne Programm füllte sich immer selbst mit Dingen wie schwimmen, Palmen klettern, Türme im Wasser bauen, Indiaka spielen….Die Zeit war im Endeffekt, obwohl wir die Tage immer bis 3Uhr in die Nacht verlängerten, doch zu kurz und so entschlossen wir uns nach dem Seminar noch etwas zu machen. Also machten sich am Freitag (13. Februar 2009) 7 Leute auf den Weg zur Insel Boipeba. Die etwas abenteuerliche Fahrt mit Bus, Bus, Fähre, Auto, Bus, Boot brachte uns Samstag gegen 9Uhr auf die Insel Boipeba. Dort fanden wir heraus dass die Strände der Reisekataloge nicht auf Fotomontage beruhen. Ich kann diese Schönheit nicht beschreiben. Vielleicht schaffen die Fotos zu zeigen was ich meine, auch wenn sie nie so schön sind wie das was das Auge sieht. Wir verbrachten 4 wirklich schöne, ruhige Tage auf der Insel und entspannten mal ein wenig…
Am Dienstag kehrten wir nach Salvador zurück und schauten uns noch ein wenig die Stadt an, bevor wir uns Donnerstagabend in den berühmten Carneval von Salvador stürzten und dort die ganze Nacht durchfeierten und tanzten….Die 33stündige Busfahrt von Salvador nach Rio de Janeiro zeigte uns dann die wahre Größe Brasiliens….Der Carneval hier in Rio war dann ein wenig überschattet und nicht das wovon ich immer geträumt habe…


Ich hol mir mein eigenes Andenken vom Seminar, hat gut geschmeckt…





Wir hatten viel Spaß auf dem Seminar. Ob am Tag, in der Nacht, oder wie hier bei Regen am Lagerfeuer…





Wir sind reif für die Insel, lasst uns chillen…….





Carl & Basti auf großer Tour










An dieser Stelle muss ich mich für den kurzen Bericht entschuldigen, aber ich kann die ganzen schönen Bilder aus meinem Kopf nicht rausholen… Dann möchte ich noch Martin und Julia danken, die uns ein Dach über dem Kopf boten. Dann liebe Grüße an meine Reisecrew( Oli, Merle, Rosa, Caro, Becci und natürlich Carl). Liebe Grüße auch nach Deutschland! Ihr fehlt mir!
Basti